Bereits vor über zweihundert Jahren hielt der Tannenbaum Einzug in die heimischen Weihnachtsstuben. Zunächst blieb dieser aufgrund seiner Seltenheit im hiesigen Forst nur den Wohlhabenden vorbehalten, doch seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – als vermehrt Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden – breitete sich der weihnachtliche Brauch, einen geschmückten Baum aufzustellen, weiter aus. Heute ist der Weihnachtsbaum aus kaum einem Wohnzimmer mehr wegzudenken, was sich an den fast 30 Millionen verkauften Exemplaren im vergangenen Jahr 2018 zeigt.

 

Alle Jahre wieder kommt die Frage nach dem Weihnachtsbaum

Tannen, Fichten und andere nadelige Arten finden sich in der Adventszeit allerorts und gerade deshalb gilt das Motto: “Augen auf beim Baumkauf!” Zwar stammen tatsächlich neunzig Prozent der hierzulande verkauften Weihnachtsbäume aus Deutschland, allerdings kommen diese zumeist von eigens angelegten Weihnachtsbaumplantagen, auf denen mit Insektiziden, Herbiziden und Düngemitteln nicht gerade knauserig umgegangen wird. Eine Untersuchung des BUND aus dem Jahr 2017 ergab, dass zwei Drittel der untersuchten Bäume mit Pestiziden belastet waren, viele sogar gleich mehrfach. Für den Menschen mögen diese nicht unbedingt ein gesundheitliches Risiko darstellen, jedoch “kann nicht ausgeschlossen werden, dass Pestizide in geschlossenen und beheizten Räumen in die Raumluft ausdünsten”, so BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. Entscheidend ist aber, dass die Aufzucht dieser uniformen, gerade gewachsenen Bäume mit kräftig gefärbten Nadeln denkbar schlecht für die Biodiversität sowie Boden und Wasser ist. Welche Alternativen es gibt, erfahren Sie hier.

 

Bäume von regionalen Forstbetrieben

Eine gute Alternative zu gespritzten Weihnachtsbaumkulturen sind Fichten, Kiefern oder Tannen, die auf sogenannten Sondernutzungsflächen unter Strom- oder auf Leitungstrassen wachsen. Diese Sonderflächen gehören zu den regionalen Forstbetrieben, die in der Adventszeit zum Teil sogar Aktionen wie eigenständiges Baumschlagen anbieten. Auch die kurzen Transportwege sind gut für die Ökobilanz, daher lohnt sich die Recherche nach dem nächstgelegenen Forstamt. In der Regel finden Sie weiterführende Informationen auf den Internetseiten der jeweiligen Landesbetriebe.

 

Öko-zertifizierte Weihnachtsbäume aus der Region

Wenn Sie das Glück haben, in der Nähe einer der mittlerweile mehr als 700 Verkaufsstellen für Bäume aus ökologisch bewirtschafteten Weihnachtsbaumkulturen zu leben, ist der Öko-Weihnachtsbaum die beste Option. ROBIN WOOD empfiehlt Bäume von Naturland, Bioland, Demeter und Biokreis oder Bäume, die das Bio-Siegel der Europäischen Union tragen. Hier kommen weder Pestizide noch Mineraldünger zum Einsatz. Bäume aus FSC-zertifizierten Forstbetrieben erfüllen diese Bedingungen ebenfalls. ROBIN WOOD stellt seit nunmehr 18 Jahren eine ausführliche und nach Bundesländern sortierte Liste der Verkaufsstellen für Weihnachtsbäume aus ökologischer Waldwirtschaft und aus anerkannt ökologischen Weihnachtsbaumkulturen bereit. In dieser überaus hilfreichen Liste findet sich auch der von Bioland zertifizierte Weihnachtsbaumbetrieb von Stefan Lüdenbach in Engelskirchen. Lüdenbach entschied sich schon frühzeitig dazu, bei der Aufzucht der Bäume keine Pestizide zum Einsatz zu bringen. Stattdessen gibt es bei ihm natürliche “Unkrautvernichter” in Form von Shropshire-Schafen. Weil die Tiere sich rein gar nicht für Nadelgehölze dafür aber umso mehr für Gras und anderes konkurrierendes Gewächs interessieren, lassen sie sich ideal in Weihnachtsbaumkulturen einsetzen. So bleibt den jungen Bäumen genug Platz für ein schönes Wachstum, welches durch den Naturdung der Schafe noch weiter gefördert wird. Stefan Lüdenbachs Bäume sind an verschiedenen Kölner Verkaufsständen erhältlich, werden aber auch direkt vom Hof verkauft. Ein Besuch im bergischen Engelskirchen lohnt sich für Jung und Alt, denn in der Adventszeit finden dort auch verschiedene Events und Aktionen statt. 

 

Der Weihnachtsbaum im Topf – eine gute Alternative?

Es gibt sie in Baumärkten oder zum Mieten: kleine Weihnachtsbäume im Topf. Was auf den ersten Blick praktisch und sogar nachhaltig erscheint, ist meist keine gute Option. Damit so ein Bäumchen in den Pflanztopf passt, muss es nämlich in der Regel passend gemacht werden. Die Wurzeln werden gekappt und dabei oft verletzt, was ein späteres Anwachsen im eigenen Garten unmöglich machen kann. Doch auch wenn der Baum im Topf gezogen wurde und daher keine Wurzelschäden davongetragen hat, kann es vorkommen, dass er nach dem Aussetzen erfriert, weil er nicht ausreichend auf den Temperaturwechsel – sowohl vom Kalten ins Warme als auch umgekehrt – vorbereitet wurde.
Miet-Bäume sind also nur dann wirklich nachhaltig, wenn sie so pfleglich behandelt werden, dass die Anbieter sie wieder erfolgreich einpflanzen können. Sie müssen langsam an die wärmere Zimmertemperatur gewöhnt werden, sollten nicht zu nah an der Heizung stehen und brauchen regelmäßig aber nicht zu viel Wasser. Auch bei Weihnachtsbäumen im Topf sollte auf Herkunft und Pestizid-Nutzung geachtet werden und darüber hinaus sollte man sich bewusst machen, dass das Aus- und Einpflanzen eine große Belastung für den kleinen Baum darstellt.

 

Schmuck und Beleuchtung – auch hier ist Vorsicht geboten

Ist der Weihnachtsbaum gekauft und aufgestellt, will er festlich geschmückt werden! Zu diesem Zwecke finden sich spätestens ab Oktober eines jeden Jahres funkelnde Kugeln, Lichterketten und Girlanden, Lametta, Kunstschnee oder Glitzersprays in den Geschäften. Doch wer an die Umwelt denken möchte, sollte auf diese glitzernden Kinkerlitzchen verzichten. Beschichtete Weihnachtskugeln oder Lametta enthalten zum Teil immer noch giftiges Blei (Stanniol) und auch in Lichterketten hat der BUND erst kürzlich hohe Gehalte illegaler Schadstoffe nachgewiesen. Wegen des enthaltenen Mikroplastiks ist auch Dekor zum Aufsprühen tabu, auch deshalb weil die so “verzierten” Bäume nicht mehr kompostiert werden können. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Ideen für umweltfreundlichen und nicht minder festlichen Baumschmuck: Papier- oder Strohsterne, echte Plätzchen oder Salzgebäck, Zapfen, Samen, getrocknete Fruchtringe von Äpfeln, Orangen oder Aprikosen verleihen dem Baum einen Hauch von Nostalgie. Stoff- oder Papierbänder ersetzen Kunststoffgirlanden und Bienenwachskerzen die Lichterkette.

 

Zu guter Letzt: Vielleicht muss es gar kein echter Baum sein?

Auch bei Weihnachtsbäumen gilt: das nachhaltigste Handeln heißt Verzicht! Wer sich zum Feste dazu durchringt, keinen echten Baum zu kaufen, muss dem festlichen Glanz in der Stube jedoch nicht komplett entsagen. In den Weiten des Internets finden sich “Weihnachtsbäume” aus Leitern, Wanddekorationen aus Fotos oder Postkarten, Wolle und Washi-Tape oder aus Zweigen – warum also nicht gleich ein “DIYnachtsbaum”?