Hallo Tine, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Stell Dich doch kurz vor!

Ich bin Tine Kopplin und ich lebe mit Mann, Sohn, zwei Katzen und acht Hühnern sowie mit Riso und Rudi, meinen beiden Risographen, süd-östlich von München.
In meinem kleinen Studio biete ich neben (Online)-Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene auch Künstlern eine Möglichkeit, die Risographie für sich zu nutzen. 


 

Wie bist Du zur Risographie gekommen?


Als Fotografin und Grafikdesignerin bin ich seit über 20 Jahren selbstständig tätig. Ich liebe Farben und habe schon immer einen besonderen Hang zu Papier und Printerzeugnissen. 2019 war mein „Riso-Jahr“: Für meinen Sohn, der angehender Kommunikationsdesigner ist, suchte ich damals ein passendes Geschenk zum 18. Geburtstag und bei den Recherchen stieß ich auf den Begriff „Risographie“. Zu meinem großen Verwundern hatte ich bis dato nie davon gehört. Also habe ich mich informiert und nach einem ersten Workshop, den wir gemeinsam besuchten, war ich schockverliebt in diese Vintage-Drucktechnik. Mir war klar: Das will ich machen! Ich hatte gerade ein langjähriges Projekt abgegeben und ein paar Ressourcen in puncto Zeit und Geld übrig und so kam es, dass plötzlich ein Risograph in meinem Studio stand. 

 

riso studio unverbluemelt risographie


 

Und wie genau funktioniert dieses Druckverfahren?


Es handelt sich hierbei um ein Schablonendruckverfahren, eine Technik, die weit ins 19. Jahrhundert zurückgeht. Dabei wird eine sogenannte Masterfolie mit dem Motiv perforiert und auf eine Farbtrommel gespannt. Durch Rotation der Trommel wird die Farbe durch die Schablone auf das Papier gedrückt, das unter der Trommel durchläuft.
 
Bereits in den 1940er-Jahren hat der Japaner Noboru Hayama dieses Druckprinzip weiterentwickelt und in den 1980er-Jahren kamen die ersten Risographen auf den Markt. Damals jedoch für einen ganz anderen Einsatz: Ein Risograph ist eigentlich ein High-Speed-Drucker, der je nach Modell 130–150 Drucke pro Minute ausgeben kann. Daher fand er zumeist Einsatz in Pfarreien, Schulen oder Behörden und druckte im Grunde nur Schwarz.

 

» Erst in den letzten Jahren wurde die Risographie für den
künstlerischen Bereich interessant – man hat die Schönheit und
das Potenzial der Farben und der Technik neu entdeckt. «


 

Was ist das Umweltfreundliche an der Risographie?


Beim Druck entsteht keinerlei Hitze, es handelt sich um ein Kaltdruckverfahren. Dadurch wird im Vergleich zu anderen Drucktechniken weniger Energie verbraucht. Außerdem wird die Farbe ohne Hilfe von Chemikalien auf das Papier gebracht. Es entstehen auch keine Emissionen, kein Ozon oder Feinstaub. Die Tinte ist ein Gemisch aus Reiskleie-Öl und Wasser mit verschiedenen Farbpigmenten. Das Reiskleie-Öl wird aus einem Abfallprodukt gewonnen, das bei der Reisreinigung entsteht, und die Masterfolien für die Schablonen bestehen aus Pflanzenfasern. Zudem ist ein Risograph ein robustes Gerät, das viele Jahre, sogar Jahrzehnte im Einsatz ist. Gut gewartet sind über 10–12 Millionen Ausdrucke keine Seltenheit.


 

Was bringt die Zukunft?


Ende 2020 habe ich mit den Online-Risographie-Workshops begonnen und nach einem Jahr kann ich ein positives Fazit ziehen. Es bietet sich an, damit weiterzumachen, also wird es weiterhin Basic-Risographie-Workshops im Online-Format geben. Für das nächste Jahr plane ich außerdem spezielle Themen-Workshops und Kooperationen. Zur Zeit arbeite ich an einer Online-Plattform, auf der von mir gedruckte Risoprints von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zum Kauf angeboten werden. Daneben schlummern ein paar noch nicht spruchreife Ideen in mir und meinem Risos.

 

Wer sich einen Eindruck vom Potenzial des Risographieverfahrens verschaffen möchte, findet auf Tines Instagram-Profil @unverbluemelt viele tolle Beispiele. Und wem das nicht genug ist, seien die Online-Workshops zum Thema Risographie wärmstens ans Herz gelegt!