Hallo Claudia und Alex! Danke, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Stellt euch doch kurz vor.
Wir sind Claudia und Alex Ketzer, wohnen im schönen Köln-Nippes und betreiben neben unseren freiberuflichen Jobs als Lektorin und Grafikdesigner mit Jaja du Jour einen kleinen Onlineshop für trinkanimierende Weine aus Deutschland.
Worum genau geht es bei Jaja du Jour?
Claudia: Mit unserer halbjährlich wechselnden Wein-Kollektion möchten wir kleinere und vielleicht noch unbekannte Weingüter in die große Stadt bringen und zusammen mit unseren Kund*innen mehr über Wein und seine Erzeuger*innen lernen.
Unsere Zielgruppe sind Leute wie wir: Menschen, die viel zu lange vor Weinregalen im Supermarkt verzweifelt sind oder sogar denken, Wein sei ausschließlich etwas für ganz besondere Gelegenheiten. Pro Halbjahr stellen wir eine Kollektion aus 12 Weinen von 12 Weingütern zusammen – alles Qualitäts- und Prädikatsweine unter 10 Euro. Außerdem gibt es mit »Plöpp!« ein monatliches Weinabo mit 3 Weinen (2 aus der laufenden Kollektion und einem Special), unserem Weinmagazin »Plöpp! Times« sowie wechselnden Goodies.
» Wir möchten Wein als natürliches, handwerkliches Erzeugnis vermitteln und suchen daher Weingüter aus, die großen Wert auf die naturnahe Bewirtschaftung ihrer Weinberge legen – weil es uns selbst wichtig ist. «
Wie kamt ihr auf die Idee zu Jaja du Jour?
Alex: Im Frühjahr 2018 habe ich mit zwei Freunden das Pop-up-Restaurant Non Breaking Supper Club gegründet, bei dem wir zwei- bis dreimal im Jahr jeweils für ein Wochenende monothematische Fünf-Gänge-Menüs servieren. Dabei habe ich schnell festgestellt, dass mir die Auswahl und Präsentation der Getränkebegleitung superviel Spaß macht. Nach ein paar Events hatte ich große Lust, eine eigene Weinkarte zu kreieren, aber ohne eigenen Laden ergab das ja wenig Sinn.
Zwei Jahre später, auf der Rückfahrt von einer Mosel-Weintour mit Freunden, war ich total von der Idee angefixt, ein Fuderfass Wein beim Weingut zu kaufen, um es dann mit eigenem Branding in Flaschen zu vermarkten. Nach einer kurzen Kalkulation hieß es von der Taschenrechner-App deutlich »Computer sagt Nein!«, weshalb ich die Idee erst mal wieder verwarf. Aber sie geisterte doch ständig in meinem Kopf herum.
Es folgten zahllose Corona-Spaziergänge, bei denen Claudia fleißig mit herumsponn und das ein oder andere »Aber« einwarf. Danach ging alles relativ schnell: Wir haben Freund*innen, Bekannte und Familie nach ihren Lieblingsweinen und -weingütern befragt, viel Wein bestellt, viel Wein probiert – mal zu zweit und mal in größerer Runde. So haben wir unsere erste Kollektion zusammengestellt. Der Shop ging Ende März 2021 online und seit Mitte Oktober gibt es unsere zweite Kollektion. Parallel dazu verkosten wir auch schon Weine, die interessant für die nächste sein könnten.
Was machen ökologisch hergestellte Weine oder Bio-Weine aus?
Das ist ein komplexes Thema. Vereinfacht ausgedrückt gibt es verschiedene Arten der Weinproduktion: Bei der »konventionellen« Methode sind bei der Arbeit im Weinberg neben chemischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern auch Pestizide und Insektizide zum Bekämpfen von Rebkrankheiten und Schädlingen erlaubt und im Keller darf der Wein mit verschiedenen Chemikalien »geschönt« werden.
Bei der »natürlichen« Methode werden die Weinberge ökologisch, biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet und bei der Weinbereitung wird der Einsatz von Schönungsmitteln wie zum Beispiel Zucker (zur Steigerung des Alkoholgehaltes) oder Kalinat (zur Entsäuerung des Weins) auf ein Minimum reduziert. Zum Teil wird sogar auf Schwefel zur Konservierung und Verhinderung von Oxidation sowie (mechanische) Filtration verzichtet – das ist in der Regel bei sogenannten »Natural Wines« der Fall (die aber, um es noch verwirrender zu machen, nicht immer bio oder biodyn sind). Doch auch bei der naturnahen Methode muss man gegen diverse Pflanzenkrankheiten am Rebstock ankämpfen, wenn auch mit natürlichen Mitteln, die die Umwelt weniger belasten. Jedoch ist ein Bio-Wein in der Herstellung nicht zwingend umweltschonend: Themen wie die Nutzung erneuerbarer Energien oder der Wasser- und CO₂-Fußabdruck sind nicht immer in den jeweiligen Regelwerken definiert.
Die Weingüter aus unserem Programm arbeiten auch ohne Bio-Siegel und Zertifizierung weitestgehend naturnah und umweltschonend. Unter anderem bewirtschaften sie ihre Weinberge nach ökologischen Gesichtspunkten, lassen sich aber die Freiheit, beim Pflanzenschutz auf Mittel zurückgreifen zu können, die effektiver gegen Krankheiten vorbeugen, ohne dabei schädlich für Boden, Rebstock oder im Wein nachweisbar zu sein.
Hier kommt wieder unser Gedanke zum Tragen: Wir möchten Wein als natürliches, handwerkliches Erzeugnis vermitteln und suchen daher Weingüter aus, die großen Wert auf die naturnahe Bewirtschaftung ihrer Weinberge legen – weil es uns selbst wichtig ist. Dass wir dabei schon unglaublich viele tolle Tropfen entdecken und mit unseren Kund*innen teilen durften, macht die Sache umso schöner.
Etwas ausführlicher beschäftigen wir uns mit dem Thema Biowein auf der Jaja du Jour Webseite.
Wie sehen eure nächsten Schritte oder Ideen aus?
Alex: In Zukunft wollen wir bei der Auswahl neuer Winzer*innen und Weine noch gezielter auf die Punkte Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit achten, um unseren Anteil von Weinen zu erhöhen, die nach ökologischen Aspekten hergestellt werden. Ein Bio-Siegel ist für unsere Auswahl dabei keine Pflicht, aber ein tolles Add-on.
Claudia: Außerdem wollen wir noch mehr Menschen davon überzeugen, dass Wein genau so viel Spaß macht wie Kölsch und dass sich zum Teil auch unweit von Köln exzellente Weingüter befinden! Dafür fahren wir regelmäßig in die Weinanbaugebiete, um weitere Geheimtipps für unsere Kund*innen zu finden und dabei natürlich auch die Menschen vor Ort kennenzulernen und mit ihnen spannende Weine zu probieren.
Alex: Im nächsten Jahr wollen wir auch mehr Events wie Weinproben oder Pop-up-Stores veranstalten, um neben dem Onlineshop auch lokal in Köln etwas bekannter zu werden.
Claudia: Als wir vor ein paar Tagen bei einem Spaziergang ein leerstehendes Ladenlokal entdeckt haben, haben wir uns ein bisschen in die Idee verliebt, unsere Weine auch in einem »richtigen« Geschäft anbieten zu können. Das ist zwar gerade noch ein Traum (und das Objekt war bereits vermietet), aber Jaja du Jour ist ja aus einem ähnlichen Traum entstanden – wir warten also nur darauf, die richtige Räumlichkeit dafür zu finden!